Anlagerenditen

Schweizer Pensionskassen profitierten von starken Finanzmärkten

Im Jahr 2023 fanden die Schweizer Pensionskassen wieder auf den Pfad des Erfolgs zurück, nachdem sie sich von den Verlusten des Vorjahres erholten. Besonders Obligationen und Aktien trugen massgeblich zu dieser positiven Entwicklung bei. Dabei stachen die Schweizer Obligationen hervor, die sogar bessere Ergebnisse als der heimische Aktienmarkt erzielten und somit die Renditen der Pensionskassen signifikant stärkten.


Das Zitat von Warren Buffet «Die Börse ist ein Instrument, um Geld von Ungeduldigen zu Geduldigen zu transferieren» fasst das Börsenjahr 2023 treffend zusammen. Das vergangene Jahr hat eindrücklich gezeigt, dass man sich als Anleger von schlechten Wirtschaftsprognosen und möglichen Krisen nicht verunsichern lassen und an seiner Anlagestrategie festhalten sollte. Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass das grösste Anlagerisiko darin besteht, gar nicht investiert zu sein. In der Geschichte haben die Aktienmärkte immer einen Weg aus der Krise gefunden. Es gibt, gab und wird auch in Zukunft immer wieder Gründe geben, kurzfristig zu verkaufen.

Die Schweizer Pensionskassen erlebten 2023 eine deutliche Erholung nach dem Rückschlag des Vorjahres. Angetrieben von den robusten Finanzmärkten, die besonders im letzten Quartal durch die Aktivitäten der Zentralbanken belebt wurden, erreichten sie eine durchschnittliche Jahresrendite von 5,3 Prozent. Diese Entwicklung half, etwa die Hälfte des vorherigen Jahresverlustes von 9,5 Prozent wettzumachen.

Bei den Anlageklassen zeigten insbesondere globale Aktien mit einer Steigerung von 11,4 Prozent eine herausragende Performance. Ebenfalls gut entwickelten sich Schweizer Aktien mit einem Plus von 6,1 Prozent und in Franken denominierte Obligationen mit 7,4 Prozent. Schweizer Immobilien erzielten ein Plus von 3,2 Prozent. Dagegen war das Jahr 2023 für Rohstoffe mit einem Minus von 16,3 Prozent eher enttäuschend. Auch globale Obligationen ohne Währungsabsicherung sanken um 3,9 Prozent, während mit einer Währungsabsicherung ein Zuwachs von 2,5 Prozent erzielt wurde. Hedgefonds verloren durchschnittlich 1 Prozent.

Durchschnittliche Rendite von 5,3 Prozent
Das günstige Marktumfeld kam auch den 28 überprüften teilautonomen Pensionskassen zugute, die eine durchschnittliche Rendite von 5,3 Prozent erzielten, was jedoch unter dem Pictet Index BVG-25plus von 6,7 Prozent lag. Ohne die Berücksichtigung der Ausreisser lag die Performance der meisten Kassen zwischen 4 und 8 Prozent.

Dieser Vergleich ist jedoch nicht risikoadjustiert. Die Pensionskassen richten ihre Anlagestrategien nach ihrer Risikofähigkeit, der Risikotoleranz der beteiligten Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie ihren Erwartungen für die Zukunft aus. Mehrere Faktoren beeinflussen das Risikoprofil eines Portfolios, einschliesslich der Aktienquote, des Immobilienanteils, der Allokation in alternative Anlagen, des Umfangs nicht abgesicherter Fremdwährungspositionen und der durchschnittlichen Restlaufzeit des Obligationenbestands.

Tops und Flops 2023
Trotz der unterschiedlichen Ausrichtungen lagen die Renditen der untersuchten Kassen 2023 näher beieinander als im Vorjahr. Auf dem Schweizer Heimatmarkt erbrachten Obligationen sogar bessere Erträge als Aktien. An der Spitze der Renditeskala stand Revor mit einer Jahresrendite von 8,6 Prozent, gefolgt von PKG mit 8,0 Prozent und NoventusCollect K mit 7,7 Prozent. Am unteren Ende fanden sich Tellco pkPRO mit 2,3 Prozent, Copré mit 3,5 Prozent und Abendrot mit 3,6 Prozent. Der Rückstand bei Tellco pkPRO lässt sich durch eine vergleichsweise niedrige Aktienquote von 14,8 Prozent erklären, die etwa der Hälfte der durchschnittlichen Quote der geprüften Kassen entspricht. Bei Copré und Abendrot wirkte sich der starke Franken aufgrund des hohen Fremdwährungsanteils negativ aus.

Auf Anfrage teilte Tellco mit, dass sie seit mehreren Jahren einen Ansatz zur dynamischen Steuerung des Anlagerisikos verfolgt, mit dem Ziel, die Wahrscheinlichkeit einer Unterdeckung zu minimieren. Im Einklang mit diesem Ansatz wurde die Aktienquote im Verlaufe des Jahres 2022 von 29,3 Prozent per Ende 2021 sukzessive auf unter 15 Prozent reduziert, wodurch die Tellco pkPRO stets und ohne Ausnahme einen Deckungsgrad von über 100 Prozent ausweisen konnte. Im Gleichschritt mit der Markterholung in den letzten eineinhalb Jahren und einer damit einhergehenden erhöhten Risikofähigkeit der Tellco pkPRO wurde die Aktienquote wieder schrittweise auf 14,8 Prozent per Ende Jahr 2023 bzw. 22 Prozent per Mitte Mai 2024 erhöht; dies bei einer strategischen Quote von 28 Prozent. Die Tellco pkPRO verfolgt das aktuelle Marktgeschehen kontinuierlich und wird im Bedarfsfall die Anlagequoten im Einklang mit ihrem Deckungsgrad und der daraus abgeleiteten Risikofähigkeit weiter anpassen. Aus Anlagesicht zeigt sich an diesem Beispiel exemplarisch, wie schwierig Markttiming auch im Zusammenhang mit Risikomanagement/Absicherungsstrategien ist. Das rechtzeitige Verlassen des Marktes UND der rechtzeitige Wiedereinstieg scheitert in der Regel an der nicht vorhandenen/fehlenden Prognose- und Timingfähigkeit.

Verbesserte Deckungsgrade
Das System der Kapitaldeckung, wie es in der zweiten Säule der Altersvorsorge vorgesehen ist, muss in der Lage sein, mit der hohen Volatilität der Finanzmärkte umzugehen, wie die Erfahrungen seit der Corona-Krise gezeigt haben. Als langfristig orientierte Investoren können Vorsorgeeinrichtungen zeitweise Unterdeckungen hinnehmen, was gesetzlich erlaubt ist. Das erfolgreiche Börsenjahr 2023 ermöglichte es den Vorsorgeeinrichtungen, ihre Reserven für Wertschwankungen weiter zu stärken und somit die Verluste des Vorjahres teilweise zu kompensieren.

Kapitalgarantie und deren Kosten
Im Vergleich zu den teilautonomen Pensionskassen bieten die volldeckenden Versicherungslösungen einen bedingungslosen Kapitalschutz. Versicherte von Vollversicherungslösungen tragen keine Anlagerisiken. Die Versicherer müssen die Altersguthaben zum gesetzlichen Mindestzinssatz verzinsen, unabhängig von der erzielten Rendite. Um das Risiko zu minimieren, verfolgen diese Anbieter eine extrem sicherheitsorientierte Anlagestrategie, was generell zu niedrigeren Renditen führt.

Bei den geprüften Vollversicherungen wird die Performance zu Marktwerten verglichen. Allianz Suisse erzielte 2023 mit 6,5 Prozent in dieser Kategorie das beste Resultat. Die Vollversicherer weisen die Renditen auch zu Buchwerten aus, da ihnen der Gesetzgeber erlaubt, die Obligationen stets mit 100 Prozent zu bewerten, wenn sie diese bis zum Verfall in den Büchern halten. Diese Möglichkeit haben die teilautonomen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen nicht. Sie müssen ihre Anlageportfolios immer zu Marktwerten bewerten und deshalb Wertschwankungsreserven aufbauen, um Anlagerisiken tragen zu können.

Teilautonome Kassen im Langfristvergleich klar vorne
Im Langfristvergleich liegen die teilautonomen Kassen klar vor den Vollversicherungen. Spitzenreiter im Zehnjahresvergleich ist Profond mit 4,3 Prozent Rendite, gefolgt von Ascaro, Copré und Nest mit 4,0 Prozent. Die schlechtesten Kassen liegen etwa bei 2,5 Prozent. Über einen dreijährigen Zeitraum führt Ascaro mit durchschnittlich 3,5 Prozent, gefolgt von Profond mit 2,6 Prozent und Asga mit 2,4 Prozent. Nichts verdient haben in dieser Periode Baloise Perspectiva, Patrimonia, Avanea Pool 30 und Revor mit einer Performance im Bereich von +/–0 Prozent. Mit durchschnittlich –1,1 Prozent in den letzten drei Jahren bildet Transparenta das Schlusslicht und hat sich damit analog dem Pictet Index 25plus entwickelt. Zum schlechten Resultat hat die Unterperformance im Jahr 2023 und die gemäss Geschäftsbericht 2022 praktisch wirkungslose Absicherungsstrategie im schwierigen Jahr 2022 beigetragen.

TER-Kosten überschaubar
Vermögensverwaltungskosten umfassen alle Ausgaben für interne oder externe, direkte oder indirekte Kapitalverwaltung, inklusive Transaktions- und Depotgebühren. Die Sensibilität bezüglich Kosten ist hoch, da es sich beim Pensionskassenvermögen um selbst verdientes und angespartes Kapital handelt. Die Höhe der Vermögensverwaltungskosten hängt von der Anlageorganisation, dem Anlagestil, der Asset Allokation, Umsetzung und Grösse der Pensionskasse ab. Die durchschnittlichen Kosten für die Vermögensverwaltung liegen im Verhältnis zum Gesamtwert bei rund 0,5 Prozent pro Jahr. Lässt man die Ausreisser aussen vor, sind die Kosten der untersuchten Kassen relativ und über die Zeit betrachtet überschaubar. Gleichwohl liegt bei einigen Kassen noch Potenzial für tiefere Kosten brach.

Kostenführer bei den teilautonomen Kassen sind PKG, gefolgt von Revor und Spida, am teuersten sind mit deutlichem Abstand Avanea Pool 30, gefolgt von Copré und Tellco pkPRO. Der starke Rückgang der TER-Kosten bei PKG ist jedoch auf einen Einmaleffekt von aufgelösten Rückstellungen (bei den Vermögensverwaltern) für Performance Fees aus Vorjahren bei Private Equity zurückzuführen. Tiefe Vermögensverwaltungskosten bedeuten nicht automatisch eine gute Nettorendite. Copré zeigt, dass auch Kassen mit relativ hohen Kosten im Mittelfeld oder sogar vorne mithalten können. Die Analyse zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Anlagerenditen und TER-Kosten nicht eindeutig ist. Ein zu sturer Blick nur auf die Kosten ist deshalb nicht zielführend.

Die Zinswende und ihre Auswirkungen auf Schweizer Pensionskassen
Die Zinswende im Jahr 2022 markierte das Ende einer langen Phase historisch niedriger Zinsen und hat wesentliche Implikationen für Schweizer Pensionskassen. Diese Entwicklung, obwohl ökonomisch vorteilhaft, führte zu einem signifikanten Rückgang der Deckungsgrade. Historisch orientierten sich Pensionskassen an höheren Umwandlungssätzen, doch bis 2021 fielen diese auf durchschnittlich 5,4 Prozent. Die Zinswende erhöhte das Renditepotenzial von Vermögensanlagen, insbesondere von festverzinslichen Wertpapieren, was nun positive Renditen ermöglicht.

Die entscheidende Herausforderung für Pensionskassen besteht in der Diskrepanz zwischen der benötigten Sollrendite, die erforderlich ist, um alle Verpflichtungen zu erfüllen und den Deckungsgrad stabil zu halten, und dem nun erhöhten Renditepotenzial. Die Zinswende hat dabei das Renditepotenzial über die Sollrendite hinaus gesteigert, was den Pensionskassen die Möglichkeit bietet, ihre Deckungsgrade zu verbessern und zukünftige Leistungen sicherzustellen.

Dies stellt eine positive Wendung dar, da die Pensionskassen nun trotz niedrigerer Deckungsgrade potenziell in der Lage sind, ausreichende Renditen zu erzielen, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Dies eröffnet mehr Handlungsspielraum und verbessert die finanzielle Stabilität der Pensionskassen, die zuvor im Niedrigzinsumfeld eingeschränkt waren.

Zinsrisiken und die Herausforderungen illiquider Anlagen
Das Zinsrisiko und der Umgang mit illiquiden Anlagen waren 2023 von zentraler Bedeutung für das Anlageergebnis. Die Zinsvolatilität, sowohl bei kurz- als auch langfristigen Zinsen, hat zugenommen und führte in Ländern wie der Schweiz zu einer Senkung der langfristigen Zinsen um 0,9 Prozentpunkte, was höhere Renditen für Anleihen mit längeren Laufzeiten bedeutete. In Japan hingegen resultierte der Zinsanstieg in niedrigeren Renditen. Eine positive Wirkung hatte die Aufwertung des Schweizer Frankens durch Währungsabsicherungen.

Die Bewertung von illiquiden Anlagen erfolgte verzögert, was unterschiedliche Ergebnisse nach sich zog. Während börsenkotierte Immobilienfonds schnell auf Marktveränderungen reagierten, wurden die Auswirkungen des Zinsanstiegs bei nicht börsenkotierten Anlagen erst verzögert im Jahr 2023 sichtbar. Dies führte zu verspäteten Bewertungsanpassungen und einem niedrigen Renditeniveau, wie am Beispiel des KGAST Immo-Index ersichtlich, der die niedrigste Rendite seit fast 25 Jahren verzeichnete. Ähnliche Muster zeigten sich auch in anderen illiquiden Anlagekategorien wie ausländischen Immobilien und Private Equity sowie bei Nominalwerten in Private Debt und Hypotheken. Insgesamt resultierte die erhöhte Allokation in illiquiden Anlagen in niedrigeren Renditen für das Jahr 2023.