Kadervorsorgelösungen
Selbstbestimmtes Vorsorgen in der Pensionskasse
Eine 1e-Kadervorsorge gibt Berufstätigen mit hohem Einkommen die Möglichkeit, die Pensionsleistungen zu optimieren.
Der Name «1e» bezieht sich auf den Artikel 1e in der Verordnung über die berufliche Vorsorge. Für Einkommen über 132'300 Franken wählen die Kadermitarbeitenden individuell aufgrund ihres persönlichen Risikoprofils und Anlagehorizontes ihre Anlagestrategie. Bei einem Austritt oder einer Pensionierung erhält die versicherte Person das effektiv angesparte Vorsorgekapital. Die Anlageperformance gehört dem Versicherten, im positiven wie negativen Fall. Auf eine Zinsgarantie wird verzichtet, dafür sind die Renditeaussichten insbesondere und häufig bei längeren Anlagehorizonten interessanter als in der Basisvorsorge.
Vorteile als Arbeitgeber
- Keine Unterdeckung möglich und folglich kein Sanierungsrisiko vorhanden
- Steigerung der Arbeitgeberattraktivität
- Langfristige Bindung von Führungskräften
- In der Regel tiefere Risikoprämien (unterdurchschnittliches Invaliditätsrisiko)
- Reduktion der Vorsorgeverpflichtungen in der Bilanz für Unternehmen, welche nach internationalen Rechnungslegungsstandards bilanzieren
Vorteile für Arbeitnehmer
- Individuelle Anlagestrategie aufgrund persönlicher Bedürfnisse
- Volle Partizipation an Anlageperformance
- Keine Umverteilung von Aktiven zu Rentnern
- Bessere Absicherung gegen Risiken wie Tod und Invalidität
- Reduktion der Steuerbelastung und Stärkung der Altersvorsorge
Für den Arbeitnehmer wird jedoch auch ein erhöhtes Verständnis für Anlageentscheide vorausgesetzt. Die Eigenverantwortung steigt durch den Verzicht auf eine Zins- und Kapitalgarantie. Die versicherte Person partizipiert zu 100% an den positiven und negativen Anlageerträgen. Wenn der Versicherte das Pensionsalter erreicht, den Arbeitgeber wechselt oder arbeitslos wird, muss das Vorsorgekapital bezogen wird. Bei einer schlechten Börsenlage kann dies zu Verlusten führen, sollten die Anlagen verkauft werden müssen. Einige 1e-Vorsorgestiftungen bieten hier jedoch Anschlusslösungen an, damit die Wertschriften nicht zum ungünstigsten Zeitpunkt veräussert werden müssen.
Grosse Unterschiede bei den Risiko- und Verwaltungskosten
Weibel Hess & Partner AG hat auch dieses Jahr wieder ein Mystery Shopping durchgeführt. Die 1e-Anbieter wurden für eine Offerte für ein KMU mit fünf Kadermitarbeitenden angefragt.
Die Preisunterschiede sind weiterhin gross und haben sich gegenüber dem Vorjahr nochmals massiv verstärkt.
Die tiefsten Risiko- und Verwaltungskosten weist im Vergleich wiederum die Liberty 1e Flex Investstiftung mit 11'230 Franken aus. Die zweitplatzierte Agilis 1e Sammelstiftung hat bereits fast 40% höhere variable Kosten von 15'557 Franken. Das teuerste Angebot einer 1e-Sammelstiftung liegt bei 47'675 Franken, was einem Preisunterschied von 36'445 Franken entspricht. Die Durchschnittskosten aller zehn Anbieter liegen bei 23'479 Franken. Nicht berücksichtigt im Anbietervergleich der Risiko- und Verwaltungskosten sind allfällige Überschussrückvergütungen.
Zusätzlich zu den Risiko- und Verwaltungskosten fallen bei einigen Anbietern weitere Kosten für die Stiftungsführung oder Dienstleistungsgebühren an. Beim Gewinner Liberty 1e Flex Investstiftung betragen die Stiftungsgebühren 0,25 bis 0,45%, abhängig von der gewählten Anlagestrategie. Diese werden den versicherten Personen auf dem Vorsorgevermögen belastet und schmälern dementsprechend ihre Rendite. Die maximale Stiftungsgebühr beträgt 7'500 Franken pro Jahr (ohne Vermögensverwaltung). Bei der PensFlex beträgt die Stiftungsgebühr 0,10%. Weiter wird eine Dienstleistungsgebühr in Höhe von 0,30% erhoben, welche zulasten des Arbeitgebers geht. Diese entschädigt unter anderem die Erarbeitung von Vorsorgekonzepten, Beratung, Erstellung von Vorsorgeplänen bei Neugeschäften, Planänderungen, HR-/Personalorientierungen und Steuerrulings. Je höher das entsprechende Vorsorgevermögen, desto stärker fallen diese Gebühren ins Gewicht.
Die Finpension 1e bietet eine All-in-Fee von 0,49% an, welche die Depotgebühren, Transaktionskosten, Rebalancing und Stiftungsgebühren beinhaltet. Diese Kosten werden ansonsten zusätzlich belastet.
Bei einem 1e-Vergleich gilt es somit, sämtliche Kostenkomponenten und die darin enthaltenen Dienstleistungen im Auge zu behalten, um eine Gesamtbeurteilung vornehmen zu können. Neben den Kosten sollen auch die möglichen Anlagegefässe und die Performancezahlen hinterfragt werden. Einige Anbieter bieten neben den eigenen Anlagestrategien auch externe Lösungen an (mit oder ohne Vermögensverwaltungsmandat).
Ein weiteres Augenmerk sollte auch auf die Koordination mit der Basisvorsorge gelegt werden. Sind die Spar- und Risikoleistungen optimal aufeinander abgestimmt oder gilt es, allenfalls doppelt versicherte Lohnbestandteile zu eliminieren? Auch die Angemessenheit muss über beide Vorsorgegefässe eingehalten sein.
Wachstum hält an
Die Kennzahlen der 1e-Anbieter zeigen ein deutliches Bild. Der Bedarf nach einer individuellen Kadervorsorge ist ungebrochen. Die Anzahl Anschlüsse der zehn angefragten Sammelstiftungen ist gegenüber dem Vorjahr um rund 14% und die Anzahl der aktiv Versicherten ist um über 36% angewachsen. Trotz des schlechten Börsenjahres 2022 ist das Vorsorgekapital um knapp 10% höher im Vergleich zum Vorjahr. Ein grosser Anteil an diesem Wachstum haben sicherlich die freiwilligen Pensionskasseneinkäufe der Destinatäre, welche trotz oder eben wegen der tiefen Aktienkurse vorgenommen wurden.
Viele Unternehmen prüfen die Vor- und Nachteile einer 1e-Lösung. Die Implementation muss nicht auf das Vertragsende in der Basisvorsorge aufgeschoben werden. Die Einführung kann jederzeit, meist auch unterjährig, erfolgen. Entsprechende Anpassungen – wie die Einführung einer Lohnobergrenze und gegebenenfalls bei der Leistungshöhe − sind in der Basisvorsorge vorzunehmen, um die Koordination sicherzustellen.