Offertvergleiche: So spielt der Markt
Bei den Pensionskassen gibt es nach wie vor grosse Kostenunterschiede. Für die gleichen Leistungen verlangt die teuerste Kasse 2.5-mal mehr als die Günstigste. Dies sind pro Jahr über 2‘000 Franken mehr Versicherungsprämien pro Person. Dies zeigt der grosse Pensionskassenvergleich der das Beratungsunternehmen Weibel Hess & Partner AG im Auftrag der SonntagsZeitung durchgeführt hat.
Für die Analyse der Kostenunterschiede wurden Offertberechnungen bei 30 frei zugänglichen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen angefragt. Die Prämien der Pensionskassen werden in Sparbeiträge sowie Risiko- und Verwaltungskosten unterteilt. Die Sparbeiträge werden im Vorsorgereglement pro angeschlossener Betrieb klar definiert und werden vollumfänglich den Versicherten auf dem Alterskonto gutgeschrieben. Mit den Risiko- und Verwaltungskosten finanzieren die Pensionskassen die Invaliden- und Hinterlassenenleistungen. Die Verwaltungskosten decken die Aufwendungen für die Administration und Verwaltung.
Für das Architekturbüro hat Meta mit 13‘469 Franken das günstigste Angebot eingereicht. Für das Altersheim verlangt Alvoso mit 56‘585 Franken am wenigsten. Analysiert man beide Offerten gemeinsam, sind die Angebote von Alvoso am Kostengünstigsten. Die der Liechtensteinischen Landesbank nahestehende Alvoso Pensionskasse nimmt in diesem Jahr zum ersten Mal am Pensionskassenvergleich teil und gewinnt sogleich den Award für die tiefsten Risiko- und Verwaltungskosten bei den teilautonomen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen. Für das Architekturbüro sind die Risiko- und Verwaltungskosten über alle Pensionskassen bei durchschnittlich 21‘172 Franken. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Prämien insgesamt um nochmals 3 Prozent gesunken.
In den aufgeführten Kosten sind die Risikoüberschüsse der letzten drei Jahre berücksichtigt. Diese sind nicht unbeachtlich. So hat Gemini in den letzten drei Jahren 45 Prozent der Risikoprämien an ihre Kunden zurückbezahlt. Bei den Vollversicherungen ist es üblich, dass Überschüsse aus den Versicherungsprämien direkt zurück an die Versicherten fliessen. Anders bei vielen teilautonomen Pensionskassen. Sie zahlen ihre Überschüsse nicht als Prämienrückvergütung aus, sondern verbuchen diese Gewinne zu Gunsten eines höheren Deckungsgrades. Sobald der Deckungsgrad genügend hoch ist, erhalten die Versicherten die Überschüsse in Form von höheren Zinszahlungen auf den Altersguthaben zurück.
Bei den Vollversicherern verlangt Swiss Life beim Altersheim mit 156‘160 Franken die höchsten Prämien. Damit verlangt Swiss Life 100‘000 Franken mehr als Alvoso. Für die 50 Versicherten des Altersheims bedeutet dies durchschnittlich fast 2‘000 Franken Mehrprämien pro Person pro Jahr. Die günstigste Offerte aller Vollversicherer hat Allianz Suisse mit 101‘981 für das Altersheim und PAX mit 19‘749 Franken für das Architekturbüro eingereicht. Über beide Offerten gewinnt Allianz Suisse den Award für die tiefsten Risiko- und Verwaltungskosten bei den Vollversicherern.
Die Prämien der Vollversicherungen sind insgesamt höher als diejenigen der teilautonomen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen. Denn während bei den teilautonomen Kassen die Deckung der Altersguthaben den Schwankungen der Finanzmärkte unterliegt, garantieren die Vollversicherungen jederzeit eine volle Deckung. Diese Kapitalgarantie ist nicht gratis, sie wiederspiegelt sich unter anderem in höheren Versicherungsprämien.
Die meisten Kassen verlangen die gleich hohen Prämien wie im Vorjahr. Einzelne Anbieter konnten ihre Tarife nochmals senken und so neue Betriebe für sich gewinnen. Bestehende Kunden können von diesen Preissenkungen oft nicht profitieren, weil sie auf den ursprünglichen höheren Tarifen eingestuft bleiben. KMU sind deshalb gut beraten, ihre Pensionskassenverträge regelmässig zu überprüfen und die Konditionen neu auszuhandeln.