Anlagerenditen

Turbulentes Anlagejahr mit enttäuschendem Ausgang
Das Anlagejahr 2011 gleicht einer Fahrt auf der Achterbahn. Nach einem positiven Start wurde die Staatsschuldenkrise in Europa und die Abschwächung der Weltkonjunktur zum Spielverderber. Die massive Überbewertung des Frankens bescherte den Pensionskassen bei Fremdwährungsanlagen zwischenzeitlich zusätzliche Verluste.

Die im Frühjahr erwirtschafteten Renditen gingen schnell verloren, und die Kassen starteten wieder bei Null. Im Sommer erreichte die Staatsschuldenkrise einen neuen Höhepunkt und der Franken stieg gegenüber Euro und US-Dollar auf Rekordniveau. Damit rutschten die Renditen der meisten Kassen in den negativen Bereich. Erst im Oktober drehten die Aktienmärkte wieder nach oben und die Währungsturbulenzen beruhigten sich nach Interventionen der Schweizerischen Nationalbank.

Das Anlagejahr 2011 war kein Aktienjahr. Aus Schweizer Sicht verlor der Weltaktienindex rund 7 Prozent. Der Weltobligationenindex legte dagegen 6 Prozent zu. Entsprechend verdienten die Kassen im letzten Jahr hauptsächlich mit langfristigen Obligationen und Schweizer Immobilien ihr Geld. In diesem schwierigen Umfeld reichten die erzielten Anlagerenditen der meisten unabhängigen Kassen nicht zur Verzinsung der Alterskapitalien aus. Es konnten keine Reserven gebildet werden und der Deckungsgrad ging zurück. Auch die anvisierten Zielrenditen zwischen 3 und 4.5 Prozent wurden wie schon 2010 klar verfehlt.


Kassen mit hohem Obligationenanteil haben profitiert
Die Renditen der Kassen zeigen kein einheitliches Bild. So erzielten die Kassen der Lebensversicherer dank extrem hohem Obligationenanteil bessere Anlageergebnisse als die unabhängigen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen. Die Zinsen sind im Herbst nochmals auf historisch tiefe Werte gesunken. Das brachte für Obligationen mit sehr langen Laufzeiten Renditen von fast 5 Prozent, Werte die man eigentlich von Aktienanlagen erwartet. So verbuchte die Swiss Life mit 3.52 Prozent die höchste Anlagerendite. Alle Kassen der Lebensversicherer erzielten durchwegs überdurchschnittliche Renditen zwischen 2.25 bis 2.76 Prozent.

Die allermeisten unabhängigen Kassen halten dagegen höhere Aktien- und Fremdwährungsanteile, das hat sich im Anlagejahr 2011 nicht ausbezahlt. So resultiert bei der Meta eine Minusrendite von 8.26 Prozent. Ein so schlechtes Anlageergebnis lässt sich jedoch nicht mit einer dynamischen Anlagepolitik und dem hohem Aktienanteil alleine erklären. So unterschiedlich wie die Aktienanteile bei den unabhängigen Kassen, so unterschiedlich fallen auch die Anlageergebnisse aus. Die Renditen reichen neben Meta mit -8.26 Prozent im Bereich von +2.41 bis -4.99 Prozent.

Die besten Anlageergebnisse bei den unabhängigen Kassen erzielten NoventusCollect +2.41 Prozent, CoOpera +2.10Prozent, Nest mit +1.80 Prozent und Gemini + 1.60 Prozent. Dagegen erzielten Kassen mit einem hohen Aktienanteil klar negative Renditen, Profond -4.99 Prozent (Aktienanteil 49 Prozent) UWP -3.54 Prozent (Aktienanteil 55 Prozent), PK Profaro -3.1 Prozent (Aktienanteil 43 Prozent). Die Anlagerendite der restlichen unabhängigen Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen lag im letzten Jahr zwischen +1 und -1 Prozent. Damit wurden die Referenzindizes (Pictet-Index 25/40-plus) von den meisten unabhängigen Kassen nicht erreicht. Auch liegt der angestrebte Zieldeckungsgrad von 110 bis 115 Prozent in weiter Ferne. Das schlechte Anlagejahr liess bei den Kassen den Deckungsgrad sinken. Einige unabhängige Kassen weisen so erneut eine leichte Unterdeckung auf. Der grössere Teil der Kassen ist jedoch voll gedeckt, zwischen 100 und 107 Prozent. Erheblich in Unterdeckung befindet sich nach wie vor die Meta Sammelstiftung. Aufgrund des schlechten Anlageergebnisses beträgt ihr Deckungsgrad lediglich noch 76 Prozent.

Die konservative Anlagepolitik der Kassen der Lebensversicherer mit Vollversicherungsmodell zahlt sich auch im Langfristvergleich über sieben Jahre aus. So erzielte die Axa Winterthur mit 2.96 Prozent die beste Rendite unter den Kassen der Lebensversicherer.

Bei den unabhängigen Kassen erzielte Copré mit 4.44 Prozent über die letzten sieben die beste Rendite. Auch Nest, Spida und PKG erzielten Langfristrenditen die über den Resultaten der Lebensversicherer liegen. Die angestrebten Zielrenditen zwischen 3 und 4.5 Prozent werden aber von den vielen unabhängigen Kassen auch nicht erreicht. Die Meta Sammelstiftung weist für die letzten sieben Jahre sogar eine alarmierende Minusrendite von jährlich 3.19 Prozent aus. Vielen Kassen fehlen dringend benötigte zusätzliche Vermögenserträge, um die Leistungsversprechen von morgen zu erfüllen. Das trifft die Versicherten gleich doppelt: Die Alterskapitalien werden tiefer verzinst, was zu tieferen Endaltersguthaben führt. Sinkende Rentenumwandlungssätze führen zusätzlich zu klar tieferen künftigen Altersrenten.


Tiefe Anlageerträge gefährden Rentenversprechen
Alle Kassen stehen in den nächsten Jahren bei ihrer Anlagetätigkeit vor grossen Herausforderungen. Wir stecken noch immer mitten in einer ernsthaften Finanz- und Staatsschuldenkrise mit ungewissem Ausgang. Die vom Bundesrat jährlich verordnete Mindestverzinsung und die Kapitalgarantie der Lebensversicherer mit dem Vollversicherungsmodell zwingen die Kassen, einen grossen Teil in Obligationen anzulegen. Die historisch tiefen Zinsen reichen aber nicht aus, die Rentenversprechen zu finanzieren. Kursgewinne auf Obligationen fallen weg, bei steigenden Zinsen haben die Kassen vermehrt mit Kursverlusten zu rechnen. Obligationen werden für die Kassen zunehmend unattraktiv.

Die Ausweichmöglichkeiten auf andere Anlageklassen, wie Immobilien oder Aktien, sind aus Risikoüberlegungen jedoch beschränkt. Insbesondere für die Kassen mit dem Vollversicherungsmodell wird das künftige Anlageumfeld zur ernsthaften Herausforderung. Hier stehen tiefe Obligationenerträge hohen Leistungs- und Garantieversprechen gegenüber.