Verzinsung

Auf Kontoguthaben bei Banken ist derzeit mit keinen Zinsen zu rechnen. Wer keine Negativzinsen bezahlt, kann sich glücklich schätzen. Selbst Vorsorgeguthaben der gebundenen Vorsorge 3a werden aktuell nur knapp über 0 Prozent verzinst. Wer mehr Ertrag auf seinem Sparkapital ernten will, muss erhöhte Anlagerisiken eingehen. In der beruflichen Vorsorge trägt die Pensionskasse das Anlagerisiko. Die Versicherten und die angeschlossenen Firmen sind nur indirekt davon betroffen. Pensionskassen verfügen über einen langen Anlagehorizont und haben die Erfahrung, mit Kursschwankungen umzugehen. Durch eine professionelle Vermögensanlage versuchen sie, einen optimalen Ertrag zu erwirtschaften, um damit ihren Rentenverpflichtungen gerecht zu werden und den Aktivversicherten einen angemessenen Zins gutzuschreiben. Pensionskassen bilden wenn möglich Reserven, damit sie bei Schwankungen der Kapitalanlagen nicht in Schieflage geraten. Sind ausreichende Wertschwankungsreserven gebildet, kann die überschüssige Anlagerendite durch Mehrverzinsungen an die Aktivversicherten ausbezahlt werden.

Mit einer erfolgreichen Kapitalbewirtschaftung konnten die Pensionskassen in den vergangenen Jahren ausreichende Reserven bilden und die Aktivversicherten von soliden Zinszahlungen profitieren. Im Jahr 2020 durften sich die Versicherten von Groupe Mutuel über hohe 3 Prozent freuen. Auch bei Asga und Spida konnten die Versicherten im vergangenen Jahr von überdurchschnittlichen Zinsen von 2.75 Prozent profitieren.

Die Versicherten von Profond konnten am meisten profitieren
Über den Langfristhorizont von zehn Jahren hat Profond mit durchschnittlich 2.65 Prozent pro Jahr die höchsten Zinsen bezahlt. Profond hat damit ihren Versicherten knapp mehr vergütet als Groupe Mutuel, die durchschnittlich 2.63 Prozent ausrichtete. Mit wesentlich weniger mussten sich die Versicherten von Tellco pkPRO begnügen, ihre Versicherten erhielten in den vergangenen zehn Jahren lediglich eine Durchschnittsverzinsung von 1.40 Prozent pro Jahr. Ebenso spärliche Zinsen erhielten die Versicherten gewisser Vollversicherer. Sammelstiftungen mit Vollversicherung investieren aufgrund ihrer Kapitalgarantie grossmehrheitlich in Obligationen. Aufgrund der tiefen Zinslage kann aktuell nur wenig Ertrag erwirtschaftet werden. Die Versicherten können sich demzufolge insbesondere auf überobligatorischem Kapital mit wenig Zins begnügen. Allianz Suisse hat über die vergangenen zehn Jahre mit durchschnittlich 1.50 Prozent die höchsten Zinsen bezahlt.

Der Zinseffekt sollte nicht unterschätzt werden
Wie stark die Verzinsung ins Gewicht fallen kann, zeigt folgendes Beispiel: Wird über ein Arbeitsleben von 40 Jahren bei einem versicherten Lohn von 80’000 Franken das Altersguthaben mit 1 Prozent mehr verzinst, fällt das Alterskapital bei der Pensionierung um rund 120’000 Franken höher aus. Bei einem Umwandlungssatz von 6 Prozent bedeutet dies eine um 7200 Franken höhere Altersrente pro Jahr.

Für die Stiftungsräte ist der Zinsentscheid eine Gratwanderung
Für die Stiftungsräte der Gemeinschafts- und Sammelstiftungen ist der Zinsentscheid jedes Jahr eine Gratwanderung. Es ist ihre Aufgabe, zu entscheiden, welcher Anteil der Rendite in Form von Zinszahlungen an die Aktivversicherten geht und wie viel in die Reserven fliesst. Bei den meisten Pensionskassen erfolgt der Zinsentscheid Ende November. Einzelne Pensionskassen sahen sich nach der Endjahresrallye an den Börsen gezwungen, den Versicherten im 2021 eine einmalige Zusatzverzinsung zu gewähren. So schreiben beispielsweise Futura und PKG ihren Versicherten im 2021 eine zusätzliche Verzinsung gut und tragen so dem frühzeitigen und vorsichtig gefällten Zinsentscheid im 2020 Rechnung. Dieses kurzfristige Supplement wird die Versicherten freuen, sie erhalten dadurch einen Teil der erwirtschafteten Rendite direkt auf dem Vorsorgekonto gutgeschrieben und profitieren später von höheren Altersleistungen.