Kennzahlen - PK-Beurteilung
Wichtige Pensionskassen-Kennzahlen
Für Arbeitgeber, die einen Wechsel ihrer Pensionskasse vorsehen, sind die offerierten Prämien und Leistungen einer Kasse oft das wichtigste Kriterium. Werden jedoch zusätzlich auch Kennzahlen in den Vergleich mit einbezogen, kann die Wahl gänzlich anders ausgehen.
Die meisten Unternehmen interessieren sich über die Grösse einer Pensionskasse, der Anzahl versicherten Personen und angeschlossener Firmen. Diese Grössenkennzahlen sagen jedoch nichts über die finanzielle Lage einer Kasse aus.
Die geläufigste Risiko-Kennzahlen in der beruflichen Vorsorge ist der Deckungsgrad. Ein einfacher und beliebter Indikator für die Beurteilung der Risikofähigkeit einer Kasse. Er informiert, zu wie viel Prozent die Verpflichtungen einer Pensionskasse mit Vermögenswerten gedeckt sind. In den Verpflichtungen sind die Freizügigkeitsleistungen der Aktiven sowie die Deckungskapitalien für die Rentenverpflichtungen enthalten. Diese Gelder müssen jährlich verzinst werden und sind demzufolge gemäss einer Anlagestrategie in Wertschriften investiert. Damit Pensionskassen aufgrund der Marktschwankungen nicht sofort in eine Schieflage geraten, bilden sie Wertschwankungsreserven. Aufgrund der positiven Anlageergebnisse der vergangenen Jahre, konnten die Kassen ihre Reserven erhöhen und per Ende 2019 einen positiven Deckungsgrad mittteilen. Mit 115.17 Prozent weist die Groupe Mutuel den höchsten Wert aus. Bei sämtlichen an der Umfrage teilgenommenen Pensionskassen resultierten die Guthaben höher als die Verpflichtungen, demzufolge befand sich keine Kasse in Unterdeckung. Ein Grossteil der Pensionskassen konnte einen Deckungsgrad von rund 110 Prozent ausweisen. Die Vergleichbarkeit dieser Angaben ist jedoch Restriktionen unterworfen. Es sind die Parameter zu beachten, welche zum Ergebnis der Deckungsgradberechnung geführt haben.
Der technische Zins ist aussagekräftig
Besonders der Bilanzierung der Verpflichtungen ist Beachtung zu schenken. Bei den Aktivversicherten entsprechen die Verpflichtungen den Freizügigkeitsleistungen und sind folglich auch von allen Pensionskassen identisch bilanziert. Augenmerk gilt den technischen Grundlagen für die Berechnung der Rentnerverpflichtungen. Für die Rentenbezüger sind die Deckungskapitalien für die (zukünftigen) Rentenversprechen aufgeführt. Die Pensionskassen müssen Annahmen zur Lebenserwartung und zur zukünftigen Rendite auf dem vorhandenen Deckungskapital treffen. Über die Höhe der kalkulatorischen Renditeannahmen gibt der technische Zins Auskunft. Je höher dieser festgelegt ist, desto weniger Reserven müssen die Kassen im Moment kapitalisieren. Folglich steht der per Stichtag ausgewiesene Deckungsgrad umso besser da, wenn mit einem hohen technischen Zinssatz gerechnet wird. Kassen die vorsichtiger kalkulieren, legen den technischen Zinssatz tiefer fest. Nach einer gängigen Faustregel sinkt der Deckungsgrad um bis zu fünf Prozent, wenn der technische Zinssatz um 0.5 Prozentpunkte reduziert wird. Mit vorsichtigen 1.50 Prozent kalkulieren Ascaro und Avanea. Ein Blick in die Jahresrechnungen der Pensionskassen zeigt, dass sie zusätzlich zum verwendeten technischen Zinssatz weitere Rückstellungen gebildet haben und faktisch mit tieferen Renditeannahmen kalkulieren. Asga und AXA haben beispielsweise mit dem Jahresabschluss 2019 bereits sämtliche Reserven für einen technischen Zinssatz von 1.75 Prozentpunkten gebildet.
Die Struktur ist entscheidend
Der Versichertenbestand einer Pensionskasse wird oftmals mit dem Verhältnis der Aktiven vs. der Rentenbeziehenden angegeben. Die Gegenüberstellung der Verpflichtungen bzw. des zu Grunde liegenden Kapitals ist von Aussagekraft und entscheidend. Ein hoher Rentneranteil am gesamten Vorsorgekapital kann bei Unterdeckung zu weiteren Schwierigkeiten führen. Sind zusätzlich die Auszahlungen höher als die Prämieneinnahmen, ist die Kapitalbewirtschaftung aufgrund des stetigen Mittelabflusses anspruchsvoller. Bei Ascaro ist der Rentneranteil mit 72 Prozent am höchsten. Nebst Axa mit 3 Prozent stehen auch Noventus und Avanea mit ihren einstelligen Rentnerquoten sehr solide da.
Die Kennzahlen von Pensionskasse sind Momentbetrachtungen und verändern sich laufend. Dennoch ist die Verwendung von eigenverantwortlich festgelegten Risikokennzahlen für Führungsorgane unverzichtbar. Nur so ist eine aktive Diskussion und Auseinandersetzung zur Struktur möglich. Zukunftsgerichtete Entscheide zur Entwicklung der Pensionskasse können anhand der Zahlen klar definiert werden. Manche Kassen sind aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zurzeit in der Entscheidung stark eingeschränkt. Politisch festgelegte Parameter wie Mindestverzinsung oder Mindestumwandlungssatz dürfen nicht unterschritten werden. Pensionskassen mit einem hohen Anteil an BVG-Minimum Vorsorgegelder sind die Hände stärker gebunden, als jenen mit hohem überobligatorischen Anteil. Spürbar ist dies insbesondere bei den Sammelstiftungen. Hier entscheidet der Arbeitgeber und nicht die Pensionskasse über allfällige freiwillige Leistungen. Haben viele angeschlossenen Betriebe die Altersleistungen lediglich gemäss den gesetzlichen Mindestvorgaben festgelegt, verfügt die Pensionskasse über wenig Spielraum den Umwandlungssatz zu senken. Denn bei jeder Pensionierung müssen die Minimalleistungen sichergestellt sein und allfällig tiefer ausfallende Leistungen der Pensionskasse sind auf das gesetzliche Minimum anzuheben.
Unternehmen sind bei der Auswahl der Pensionskasse gut beraten, sich nicht nur von den Kennzahlen zu blenden. Um sich ein verlässliches Gesamtbild über die finanzielle Lage einer Pensionskasse zu machen, sind viele Kriterien zu betrachten und gegenüberzustellen. Ein vertiefter Blick in die Jahresrechnungen ist unerlässlich. Ansonsten können zu schnelle Entscheide aufgrund kleiner Prämieneinsparungen später ans Portemonnaie gehen. Bei finanzieller Schieflage können die Sanierungsmassnahmen der Pensionskasse für die Beteiligten teuer ausgehen.