Kennzahlen - PK-Beurteilung
Gleichgewicht der Pensionskasse
Wie beständig eine Pensionskasse ist, zeigen nebst dem Deckungsgrad auch andere Kennzahlen
Der Deckungsgrad ist eine der geläufigsten Kennzahlen der beruflichen Vorsorge. Er informiert, zu wie viel Prozent die Verpflichtungen einer Kasse mit Vermögenswerten gedeckt sind. Die Vorsorgegelder der Versicherten gehören zu den Aktiven, welche in Aktien, Obligationen, Immobilien und andere Wertschriften angelegt sind. Damit eine Pensionskassen aufgrund der Wertschwankungen ihrer Kapitalanlagen nicht in Schieflage gerät, bildet sie Reserven und kann so einen positiven Deckungsgrad ausweisen. Sinken die Kapitalanlagen unter 100 Prozent der Verpflichtungen, spricht man von Unterdeckung. Dank den positiven Anlageerträgen in den letzten Jahren, konnten die meisten Kassen ihre Reserven aufstocken. Die kurzfristigen Einbrüche an den Finanzmärkten im Dezember 2018 zeigten jedoch, wie schnell die gebildeten Reserven verpuffen, wenn die Börse auf Sinkflug ist. Avanea, Basler Perspectiva und PK pro gerieten bereits in eine knappe Unterdeckung. Per Ende Mai 2019 hat sich die Finanzlage etwas entschärft und die Kassen konnten von einem Anstieg der Aktienkursen profitieren. Der Einfluss der Börsenkurse ist auf den Deckungsgrad immens und relativiert die langfristig finanzielle Lage der Kasse.
Deckungsgrad ist als Kennzahl zu relativieren
Die Passivseite der Pensionskassenbilanz weist ebenfalls Spielraum auf. Für die Rentenbezüger sind die Deckungskapitalien für die (zukünftigen) Rentenversprechen aufgeführt. Die Pensionskassen müssen Annahmen zur Lebenserwartung und zur zukünftigen Rendite auf dem vorhandenen Deckungskapital treffen. Die Höhe der kalkulatorischen Renditeannahmen gibt der technische Zins an. Je höher dieser festgelegt ist, desto weniger Reserven müssen die Kassen heute kapitalisieren. Folglich steht der per Stichtag ausgewiesene Deckungsgrad besser da, wenn mit einem hohen technischen Zinssatz gerechnet wird. Kassen die vorsichtiger kalkulieren, legen den technischen Zinssatz tiefer fest. Nach einer gängigen Faustregel sinkt der Deckungsgrad um bis zu fünf Prozent, wenn der technische Zinssatz um 0.5 Prozentpunkte reduziert wird.
Mit einem vorsichtigen Wert von weniger als zwei Prozent kalkulieren Copré, Groupe Mutuel und PKpro.
Die Pensionskassen definieren auf der Basis der erwarteten Wertschwankungen ihrer Anlagestrategie einen Zielwert ihrer Reserven. Ist der Ziel-Deckungsgrad nicht erreicht, besteht ein Reservedefizit. Sind die erforderlichen Reserven vorhanden, können die Altersguthaben der Versicherten höher verzinst werden.
Hoher Rentneranteil fordert die Kassen
Die Struktur einer Pensionskasse erteilt massgebende Auskünfte über die möglichen Risiken einer Pensionskasse. So zum Beispiel die Höhe des Rentneranteils im Verhältnis zu den gesamten Verpflichtungen der Kasse. Damit die Rentenversprechen solide ausfinanziert sind, muss das bereitgestellte Rentnerkapital jährlich mit dem technischen Zinssatz erhöht werden. Bei einem grossen Rentneranteil und gleichzeitig hohem technischen Zinssatz, bleibt für die Aktivversicherten wenig von den Anlageerträgen übrig. Fällt eine Pensionskasse in Unterdeckung, dürfen die garantierten Rentenzahlungen nicht gekürzt werden. Die Aktivversicherten und deren Arbeitgeber müssen für die Sanierung geradestehen. Dem Rentneranteil kann deshalb auch entnommen werden, wie flexibel eine Kasse bei einer Unterdeckung handeln kann. Bei hohem Rentneranteil fliessen jeden Monat vergleichsweise viele Gelder als Rentenzahlungen aus der Kasse. Sind die Prämieneinnahmen von Aktivversicherten einer Kasse tiefer als die Rentenzahlungen, spricht man von einem negativen Cashflow. Für die Anlagetätigkeit einer Kasse kann der Netto-Kapitalabfluss eine grosse Herausforderung darstellen.
Die Höhe des BVG-Anteils des Vorsorgekapitals der Aktivversicherten spielt für die Flexibilität einer Kasse mit. Je höher dieser ausfällt, desto mehr müssen sich die Kassen an die gesetzlichen Mindestvorgaben halten. Für eine Senkung der Umwandlungssätze bleibt wenig Spielraum. Die Renten müssen bei jeder Pensionierung auf das gesetzliche Minimum angehoben werden. Subventioniert wird dies meist quer mit überobligatorischen Guthaben der Versicherten. Sind keine solche Gelder vorhanden, wirkt sich dies negativ auf die Finanzen aus.
Aus Kennzahlen können Aussagen über den Gesundheitszustand einer Kasse gemacht werden. Wie sich dieser zukünftig entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab und kann sich über die Jahre in verschiedene Richtungen verändern. KMU sollten stets die Risikokennzahlen prüfen und sich nicht allein vom Deckungsgrad blenden lassen. Eine kurzfristige Aktienbaisse kann die gesamten Reserven schnell verpuffen. Eine gesunde Struktur zeigt bessere Möglichkeiten, in guten und schlechten Zeiten agieren zu können.