Nachhaltigkeit bei den Kapitalanlagen

Umweltaspekte bei den Kapitalanlagen

Erst ein Teil der Pensionskassen befindet sich auf dem Klimaschutzpfad.

Das Geldanlegen unter Einbezug von Nachhaltigkeitskriterien hat auch bei Schweizer Pensionskassen stark an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Stiftungsräte und Anlagekommissionen beziehen Kriterien in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG-Kriterien) bei der Verwaltung der Pensionskassen-Vermögen mit ein. Der Schweizer Pensionskassenverband ASIP hat im Juli 2022 eine ESG-Wegleitung publiziert, welche den verantwortlichen Gremien bei der Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei Anlageentscheidungen Unterstützung bietet.

Die Pensionskassen gehören mit ihren gewichtigen Anlagevolumen zu den sehr einflussreichen Investoren. Mit weitsichtiger Anlagetätigkeit können sie die Kapitalströme weg von Firmen lenken, die dem Planeten schaden, hin zu Unternehmen, die verantwortungsbewusst handeln. Die beiden Vorreiterinnen im Bereich der nachhaltigen Kapitalanlagen, Nest Sammelstiftung und Stiftung Abendrot, beweisen seit Jahrzehnten, dass die Rendite darunter nicht leiden muss. Sie investieren seit mehr als 30 Jahren verantwortungsvoll nach ökologischen und ethischen Kriterien. Im Vergleich zu den meisten anderen Pensionskassen brillieren sie seit Jahren mit überdurchschnittlichen Anlageergebnissen und widerlegen damit das Vorurteil, dass Nachhaltigkeit auf Kosten der Rendite geht.

Die Klima-Allianz Schweiz engagiert sich mit ihren über 140 NGO-Mitgliedern aus den Bereichen Umwelt, Entwicklung, Kirche, Jugend, Gewerkschaften und Konsumentenschutz für den Klimaschutz im Sinne des Pariser Klimaabkommens. Im Feld der Umlenkung der Finanzflüsse, also auch der Investitionen der Pensionskassen, setzt sie sich für einen schnell wirksamen Pfad der Reduktion der finanzierten Treibhausgasemissionen ein, der massgeblich dazu beiträgt, dass das Pariser Ziel der Begrenzung der Erhitzung auf 1,5 Grad Celsius und somit von Netto-Null-Emissionen weit vor 2050 erreicht wird.

Mit dem Klima-Rating will die Klima-Allianz erwirken, dass die Pensionskassen ihren CO2-Fussabdruck bis 2030 halbieren. Damit lenken sie ihre Finanzierungen beschleunigt um zu Firmen, deren Klimapfad Paris-verträglich ist. Im Gleichklang steigern sie Schritt für Schritt ihre ESG-Qualität im Sinne der Sustainable Development Goals der UNO. Das Rating berücksichtigt aktuell die Aktien, Obligationen und übrigen Finanzanlagen im In- und Ausland. Ab 2024 wird das Rating um die ebenso klimawirksamen Immobilieninvestitionen im In- und Ausland erweitert.

Die Klima-Allianz stützt sich in der Anwendung ihrer Rating-Kriterien auf die drei global anerkannten Wirkhebel zu Netto-Null, welche die UN Net Zero Asset Owners Alliance der (NZAOA) in ihrer Roadmap festhält. Dieser Verbund gewichtiger Versicherungen und Pensionskassen setzt den Goldstandard mit der Umsetzung aller drei Handlungsachsen bei der Kapitalanlage:

1) aktive Portfoliodekarbonisierung, das heisst Investition in Firmen, die für die Energietransition gut aufgestellt sind
2) Aktionärseinflussnahme auf Firmen, die ihr Geschäftsmodell noch zu wenig auf die Klimaverträglichkeit ausgerichtet haben
3) explizit wirkungsorientierte Kapitalanlagen in Firmen der erneuerbaren Energien

Die in der Tabelle «dunkelgrün» eingestuften Vorreiter Nest und Abendrot sind im Bereich der umweltbewussten Kapitalanlage seit Jahren aus Überzeugung engagiert in der Anwendung der drei NZAOA-Handlungsachsen. Aktive Selektion nachhaltiger und klimawirksamer Unternehmen mit starker Reduktion des investierbaren Universums auf Firmen mit Nutzen für die Gesellschaft, Active Ownership via die Ethos Engagement Pools und Impact Investing mit rund 10 Prozent der Aktiven sind die Faktoren.

Gute Fortschritte gibt es bei den «hellgrün» eingestuften Pensionskassen, welche für eine gute Praxis in Anlehnung an die Roadmap der NZAOA stehen. Teil davon ist die Umstellung auf ESG- und klimapositive Fonds, eigene Active Ownership oder Anschluss an Engagementverbunde. Ebenso fliesst in die Einstufung positiv ein, wenn die Vermögensverwalter klimawirksame Aktionärseinflussnahmen vornehmen. Zusätzlich trägt ein Bereich von rund 5 Prozent der Aktiven in gezielte klimawirksame Kapitalanlagen (Impact Investing) dazu bei.

Die «orange» eingestuften Pensionskassen haben erste Massnahmen zu klimaverträglichen Kapitalanlagen eingeleitet. Der Trend zu einer besseren Einstufung würdigt beispielsweise die PKG aufgrund ihrer beschlossenen Umstellung auf ESG-Benchmarks oder Vita mit ihrer direkten Mitgliedschaft in der NZAOA und entsprechender Net-Zero-Verpflichtung. Sobald sich die eingeleiteten Massnahmen etabliert haben, erfolgt eine Höherstufung.

«Rot» steht für klimaexponierte Nachzügler, die mit der Herausforderung konfrontiert sind, ihre finanziellen Klimarisiken und somit mögliche Ertragsminderungen im Sinne der ESG-Wegleitung des ASIP zu reduzieren − Active Ownership allein ist allerdings nicht ausreichend. Und Nichtkommunikation von intern bereits getroffenen, ESG-wirksamen Umstellungen auf der Website heisst: keine Fortschritte.

Für sämtliche Pensionskassen gilt: Nachhaltige Kapitalanlagen werden immer mehr zur Normalität. Der Druck nimmt nicht nur vom Gesetzgeber zu, sondern auch von den Versicherten, welche immer mehr Wert auf eine umsichtige und nachhaltige Anlage ihres Vorsorgevermögens legen.