Nachhaltigkeit bei den Kapitalanlagen

Umweltbewusste Pensionskassen

Vorsorgegelder nachhaltig zu investieren, ist ein zukunftsorientierter Entscheid. Ein sorgfältiger Umgang mit der Umwelt beginnt jedoch bei jedem Einzelnen.

Der Trend zu Waren, die umwelt- und ressourcenschonend hergestellt und gehandelt werden, wächst stetig. Gütesiegel für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen sind auf dem Vormarsch. Diese Entwicklung macht auch vor der beruflichen Vorsorge nicht halt. Das Beratungsunternehmen Weibel Hess & Partner AG hat in Zusammenarbeit mit der «SonntagsZeitung» und «Finanz und Wirtschaft» geprüft, ob und welche Umweltaspekte die Pensionskassen bei der Kapitalanlage berücksichtigen.

Licht ins Dunkel bringt ein Blick in das Anlagereglement der Pensionskassen. Dieses hält fest, in welche Anlagekategorien und nach welchen Kriterien die Vorsorgegelder investiert sind. Leider fehlt einigen Pensionskassen die Courage für die Veröffentlichung des Anlagereglements auf deren Website. Die meisten jedoch haben die nachhaltige Kapitalanlage im Anlagereglement festgehalten. Lange Zeit stand bei den meisten Pensionskassen eine möglichst hohe Anlagerendite im Vordergrund. Nun verlangt die Trendbewegung mehr Sorgfalt. Nachhaltigkeitsdiskussionen finden nun auch im Vorsorgebereich vermehrt statt. Gemäss Artikel 51 der Verordnung über die beruflichen Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVV 2) muss eine Pensionskasse einen dem Geld-, Kapital- und Immobilienmarkt entsprechenden Ertrag anstreben. Dieser treuhänderische Auftrag steht jedoch nicht in Konflikt mit der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien. Zudem ist Nachhaltigkeit auch als Teil des Risikomanagements zu sehen.

Druck der Versicherten steigt
Nachdem in den letzten Jahren das Interesse und damit auch der Druck der Versicherten zugunsten einer umweltbewussten Kapitalanlage zugenommen hat, ist die Anwendung von ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) salonfähig geworden. Insgesamt lassen sich Nachhaltigkeitsvorgaben in Negativ- und Positivkriterien unterteilen. Beim Einsatz von Negativkriterien werden Investitionen in Unternehmen gemieden, die ethische, soziale oder ökologische Standards nicht einhalten. Mit Positivkriterien werden Unternehmen bevorzugt, die aktiv zur Schonung der Umwelt beitragen und soziale Vorgaben erfüllen. Die meisten Pensionskassen wenden bei der nachhaltigen Kapitalanlage Negativkriterien an. Insbesondere der Ausschluss von Unternehmen, die in ihrer Geschäftstätigkeit gegen durch die Schweiz ratifizierte, internationale Konventionen oder Verträge verstossen, setzt sich als Benchmark in der beruflichen Vorsorge durch. Die Unterzeichnung der UN-Prinzipien für verantwortungsbewusstes Investieren (UNPRI) ist zudem ein klares Bekenntnis zu einer nachhaltigkeitsbezogenen und verantwortungsbewussten Kapitalanlage. In den vergangenen 24 Monaten haben einige Pensionskassen die UN-Prinzipien unterzeichnet oder den Prozess dafür eingeleitet. Einzelne Pensionskassen wie Revor verzichten auf die Unterzeichnung, verlangen jedoch den UNPRI-Nachweis strikte von ihren Vermögensverwaltern. Zusätzlich steigt der Druck auf die Pensionskassen, den ökologischen Fussabdruck der Vermögensanlage zu messen.

Pensionskassen sind einflussreiche Investoren
Die Pensionskassen gehören mit ihren gewichtigen Anlagevolumen zu sehr einflussreichen Investoren. Mit weitsichtiger Anlagetätigkeit können sie die Kapitalströme weg von Firmen lenken, die dem Planeten schaden, hin zu Unternehmen, die verantwortungsbewusst handeln. Die beiden Vorreiterinnen im Bereich der nachhaltigen Kapitalanlagen, Nest Sammelstiftung und Stiftung Abendrot, beweisen seit Jahrzehnten, dass die Rendite darunter nicht leiden muss. Sie investieren seit mehr als 30 Jahren verantwortungsvoll nach ökologischen und ethischen Kriterien. Im Vergleich zu den meisten anderen Pensionskassen glänzen sie seit Jahren mit überdurchschnittlichen Anlageergebnissen und widerlegen damit das Vorurteil, dass Nachhaltigkeit auf Kosten der Rendite geht.

Obwohl die schweizerischen Pensionskassen gemeinsam über 1000 Milliarden Franken Vorsorgevermögen verwalten, ist es für die einzelnen Kassen schwierig, den Wandel in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft zu prägen. Zu diesem Zweck wurden in den letzten Jahren verschiedene Organisationen und Vereine wie beispielsweise Swiss Sustainable Finance, das Forum für Nachhaltige Geldanlagen (FNG) oder die Ethos Stiftung mit ihren Engagement-Pools Schweiz und International gegründet. Die Kräfte und das Engagement können so gebündelt und mit mehr Einfluss auf umweltschädliche Firmen und eine nachhaltigere Wirtschaft erhöht werden.

Die Pensionskassen haben die Aufgabe, auch in Zukunft eine sichere Vorsorge zu gewährleisten. Somit ist es längst an der Zeit und der Anspruch gerechtfertigt, auch bei Investitionen nicht nur den Gewinn in den Vordergrund zu stellen, sondern auch die Auswirkungen der Geldanlagen auf Umwelt und Gesellschaft zu berücksichtigen.