Kennzahlen - PK-Beurteilung

Wichtige Pensionskassen-Kennzahlen

Im 2022 haben die Pensionskassen viele Reserven verloren. Dennoch steht ein Grossteil der Kassen solide da.

Für Firmen, die einen Wechsel ihrer Pensionskasse anstreben, sind die offerierten Prämien und Leistungen oft das wichtigste Entscheidungskriterium. Werden jedoch zusätzliche Aspekte wie etwa die Kennzahlen in den Vergleich einbezogen, kann die Wahl gänzlich anders ausfallen.

Die geläufigste Risikokennzahl in der beruflichen Vorsorge ist der Deckungsgrad einer Pensionskasse. Er ist ein einfacher und beliebter Indikator für die Beurteilung deren Risikofähigkeit. Der Deckungsgrad zeigt, zu wie viel Prozent die Verpflichtungen einer Pensionskasse mit Vermögenswerten gedeckt sind. In den Verpflichtungen sind die Freizügigkeitsleistungen der Aktivversicherten sowie die notwendigen Deckungskapitalien für die Rentenverpflichtungen enthalten. Diese Gelder müssen jährlich verzinst werden und sind demzufolge gemäss einer Anlagestrategie in Wertschriften investiert. Damit Pensionskassen aufgrund der Marktschwankungen nicht sofort in eine Schieflage geraten, bilden sie Wertschwankungsreserven. Der Zielwert der Reserven ergibt sich hauptsächlich aufgrund der angewandten Anlagestrategie und beträgt aktuell bei den meisten Kassen zwischen 110 und 118 Prozent. Die schlechten Börsenentwicklungen im Jahr 2022 haben die Deckungsgrade der Pensionskassen gemindert. Mit 109,5 Prozent konnte Asga per 31. Dezember 2022 den höchsten Wert ausweisen. Die teilautonomen Stiftungen von Baloise und Helvetia sowie Patrimonia und Swisscanto waren per Ende 2022 in Unterdeckung.

Die Kassen können den Deckungsgrad beeinflussen
Beim Vergleich der Deckungsgrade ist jedoch Vorsicht geboten. Die Stiftungsräte können die Höhe des Deckungsgrads beeinflussen. Insbesondere bei der Festlegung des technischen Zinssatzes oder der Sterbetafeln (Generationentafeln oder Periodentafeln) haben die Stiftungsräte Spielraum. Je höher der technische Zinssatz festgelegt wird, desto weniger Deckungskapitalien müssen die Kassen im Zeitpunkt der Bilanzierung kapitalisieren. Folglich steht der per Stichtag ausgewiesene Deckungsgrad besser da, wenn mit einem hohen technischen Zinssatz gerechnet wird. Allerdings muss dieser Zinssatz an den Finanzmärkten auch verdient werden. Kassen, die vorsichtiger kalkulieren, legen den technischen Zinssatz tiefer fest. Nach einer gängigen Faustregel sinkt der Deckungsgrad um bis zu 5 Prozent, wenn der technische Zinssatz um 0,5 Prozentpunkte reduziert wird. Dieser Effekt wirkt umso stärker, je höher der Rentneranteil einer Pensionskasse ist. Aufgrund des angestiegenen Zinsniveaus haben einzelne Kassen per Ende 2022 den technischen Zinssatz angehoben und stehen auf den ersten Blick gesünder da. Bei Abendrot, Patrimonia, PKG, Revor und den beiden AXA-Stiftungen haben die Stiftungsräte Ende 2022 eine Anhebung des technischen Zinssatzes vorgenommen.

Die Versichertenstruktur einer Pensionskasse kann die Stabilität wesentlich stärker beeinflussen als der kurzfristig ausgewiesene Deckungsgrad. Sie wird oftmals mit dem Verhältnis der Aktiven vs. der Rentenbeziehenden angegeben. Die Gegenüberstellung der Verpflichtungen respektive des zugrunde liegenden Kapitals ist von Aussagekraft und entscheidend. Ein hoher Rentneranteil am gesamten Vorsorgekapital kann bei Unterdeckung zu Schwierigkeiten führen. Sind die Rentenauszahlungen höher als die Prämieneinnahmen, ist die Kapitalbewirtschaftung aufgrund des Mittelabflusses anspruchsvoller. Bei Ascaro ist der Rentneranteil am höchsten, jedoch konnte Ascaro in den vergangenen drei Jahren mit gezieltem Wachstum die Struktur verbessern und den Rentneranteil von damals 72 auf heute 67 Prozent reduzieren.

Mit Wachstum die Struktur verbessern
Eine weitere Kennzahl ist der Anteil des gesetzlichen BVG-Guthabens am gesamten Kapital einer Pensionskasse. Politisch festgelegte Parameter wie Mindestverzinsung oder Mindestumwandlungssatz dürfen von den Pensionskassen im BVG-Obligatorium nicht unterschritten werden. Kassen, die einen hohen Anteil an BVG-Minimum-Vorsorgegelder verwalten, sind die Hände stärker gebunden, als jenen mit viel überobligatorischen Alterskapitalien. Spürbar ist dies insbesondere bei den Sammelstiftungen. Hier entscheidet der angeschlossene Betrieb und nicht die Pensionskasse über allfällige freiwillige Leistungen. Sind die Altersleistungen lediglich gemäss den gesetzlichen Mindestvorgaben vereinbart, verfügt die Pensionskasse über wenig Spielraum, den Umwandlungssatz zu senken. Bei jeder Pensionierung müssen die Minimalleistungen sichergestellt sein. Fallen die Leistungen tiefer aus, muss die Pensionskasse auf das gesetzliche Minimum anheben.

Kosteneffizienz
Die Verwaltungskosten der Pensionskassen sorgen weiterhin für Aufsehen. Kritisiert wird, dass die Kosten zu hoch sind und sie demzufolge die Renten der Versicherten schmälern. Ein Vergleich zu den Verwaltungskosten der AHV macht wenig Sinn. In der beruflichen Vorsorge fallen wesentlich umfangreichere Arbeiten an als in der ersten Säule. Zur Beurteilung der Effizienz einer Kasse kann die Summe aller Verwaltungsaufwände durch die Anzahl Versicherten dividiert werden. Das Resultat: durchschnittliche Verwaltungskosten pro Kopf. Über alle aufgeführten Gemeinschafts- und Sammelstiftungen sind die durchschnittlichen Verwaltungskosten um 7 Prozent gesunken. Die mit Abstand tiefsten Durchschnittskosten weist Spida mit 88 Franken aus. Sie ist gleichzeitig als Ausgleichskasse tätig und nutzt Synergien bei den Verwaltungstätigkeiten. Auch Tellco pk PRO und Asga zeigen mit durchschnittlich 106 respektive 123 Franken pro Kopf auf eine effiziente Verwaltung hin. Beide Stiftungen konnten in den vergangenen drei Jahren mit Sparmassnahmen die durchschnittlichen Verwaltungskosten um 5 Prozent (Asga) und 20 Prozent (Tellco pk PRO) reduzieren.

Auf Basis der Kennzahlen können exaktere Einschätzungen über die Stabilität einer Kasse gemacht werden. Wie sie sich jedoch künftig entwickelt, hängt von mehreren Faktoren ab und kann sich über die Jahre in verschiedene Richtungen verändern.