Bonitätsbarometer

Die Deckungsgrade der Sammelstiftungen im Jahr 2006 schwanken zwischen 100 Prozent und 116.90 Prozent. Doch die Deckungsgrade sind nicht miteinander vergleichbar, wenn man nicht gleichzeitig auch die technischen Zinssätze und Anlagerisiken vergleicht.

Der technische Zinssatz beschreibt die zukünftigen Renditen, welche die Sammelstiftungen in ihrer Rechnung für die Aktiven und Rentner einkalkulieren. Technische Zinssätze, die über den am Markt erzielbaren Renditen angesetzt sind, führen jedoch dazu, dass die finanzielle Lage besser dargestellt wird, als sie tatsächlich ist. Die präsentierten Zahlen sind deshalb genau zu analysieren. Um die Deckungsgrade verschiedener Kassen vergleichen zu können, muss man mit denselben technischen Zinssätzen rechnen. Auch die ganz unterschiedlichen Anlagerisiken müssen gewichtet werden.

Um den Deckungsgrad der einzelnen Kassen zu vergleichen, haben wir den Einfluss einer Börsenbaisse analog der Jahre 2000 bis 2002 sowie die Anpassung beim technischen Zinssatz für Aktive und Rentner auf den durchschnittlichen Wert von 3.5 Prozent untersucht. In unserem Szenarium haben wir zudem eine gesetzliche Verzinsung von 2.5 Prozent pro Jahr während der Beobachtungsperiode von drei Jahren angenommen. In einem derart kritischen Umfeld sollte eine solide Kasse noch einen minimalen Deckungsgrad von mindestens 90 Prozent aufweisen.

Eine Börsenbaisse analog 2000-2002 kostet die Kassen je nach Anlagepolitik bis zu 13 Prozent des Deckungsgrades. Aufgrund einer Faustregel kostet die Reduktion des technischen Zinssatzes um 0.5 Prozent rund 5 Prozent an Deckungsgrad. Eine Reihe von Kassen rechnen schon heute mit einem sehr tiefen technischen Zinssatz von 2.5 Prozent. Bei diesen Kassen führt unser Szenario mit einem technischen Zinssatz von 3.5 Prozent sogar zu einer Erhöhung des Deckungsgrades um rund 10 Prozent. Diesen Schritt werden diese Kassen aber in der Realität nicht vollziehen. Für die Vergleichbarkeit haben wir dies jedoch bei Meta, Grano, Revor, Asga, Swisscanto und Vita so berechnet. Bei unserem Härtetest haben wir die Vollversicherungslösungen der Lebensversicherer nicht berücksichtigt, da diese Kassen eine Kapitalgarantie abgeben und eine Unterdeckung ausgeschlossen ist.

Weitere Einflussfaktoren auf die Bonität einer Kasse die wir in unserem Modell nicht speziell bewertet haben, sind das Verhältnis der Aktiven Versicherten zu den Rentnern, das Durchschnittsalter der aktiven Versicherten, der Branchenmix und das jährliche Wachstum der Kassen.

Unser Vergleich zeigt, dass mit Ausnahme der Profond und Secunda alle unabhängigen Kassen unseren Härtetest bestanden haben. Sowohl Profond und Secunda rechnen heute noch mit einem technischen Zinssatz von 4 Prozent. Beide Kassen glauben an langfristig hohe Anlagerenditen und legen die Altersguthaben dementsprechend in Aktienanlagen an. Die Secunda mit 30 Prozent und die Profond zu 51 Prozent. Kommt es zu einem Börsencrash verlieren diese Kassen mit der gewählten Anlagepolitik aber überdurchschnittlich an Deckungsgrad ein und der eher hohe technische Zinssatz wird in solchen Zeiten zusätzlich hinterfragt.