Kennzahlen - PK-Beurteilung

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Kennzahlen in der beruflichen Vorsorge

Für Firmen, die einen Wechsel ihrer Pensionskasse prüfen, stehen die offerierten Prämien und Leistungen einer Kasse oft im Vordergrund für einen Entscheid. Werden jedoch zusätzlich relevante Kennzahlen beachtet, kann die Wahl gänzlich anders ausgehen.

Unternehmen sind bei der Auswahl der Pensionskasse gut beraten, wenn sie sich nicht nur von den tiefsten Prämien blenden lassen. Für ein verlässliches Gesamtbild über die finanzielle Lage einer Pensionskasse sind mehrere Faktoren zu betrachten. Ein vertiefter Blick in die Jahresrechnungen ist unerlässlich, denn verlockende Prämieneinsparungen können später tief ins Portemonnaie gehen. Bei finanzieller Schieflage der Pensionskasse können teure Sanierungsmassnahmen die Folge sein.

Wer die finanzielle Lage einer Pensionskasse beurteilen will, achtet in der Regel zuerst auf den Deckungsgrad. Doch der Schein trügt, denn bei der Berechnung dieser Kennzahl besteht grosser Spielraum. Ein Vergleich hinkt, sofern nicht weitere Kennzahlen herangezogen werden.

Der Deckungsgrad informiert, in welchem Verhältnis die Verpflichtungen einer Pensionskasse mit Vermögenswerten gedeckt sind. Die Verpflichtungen einer Pensionskasse sind die Vorsorgegelder der Versicherten sowie die Kapitalien, die Rentenverpflichtungen decken. Auf der anderen Seite der Bilanz stehen die Vermögenswerte. Hauptsächlich bestehend aus Wertpapieren wie Aktien, Obligationen, Immobilien und weiteren Vermögensanlagen. Die investierten Vermögenswerte unterliegen Schwankungen. Damit Pensionskassen bei Wertschwankungen nicht gleich in Schieflage geraten, bilden sie Reserven. Dank der positiven Anlageerträge in den vergangenen Jahren, konnten die Pensionskassen ihre Wertschwankungsreserven erhöhen. Per Ende 2021 waren alle aufgeführten Pensionskassen in einer Überdeckung. Brilliert mit den höchsten Deckungsgraden haben PKG mit 123.2 Prozent und Asga mit 122.6 Prozent. Anfangs 2022 zeigte sich die Wichtigkeit der Wertschwankungsreserven besonders. Die Einbrüche der Aktienkurse haben in der Folge auch zu sinkenden Deckungsgraden geführt. Der Einfluss der Börsen auf den Deckungsgrad ist immens und relativiert die langfristig finanzielle Lage der Kasse.

Deckungsgrad ≠ Deckungsgrad
Bei den Berechnungen auf der Passivseite der Pensionskassenbilanz besteht Spielraum. Bei den Aktivversicherten entsprechen die Verpflichtungen den Freizügigkeitsleistungen und sind folglich auch von allen Pensionskassen identisch bilanziert. Augenmerk gilt den technischen Grundlagen für die Berechnung der Rentnerverpflichtungen. Für die Rentenbezüger sind die Deckungskapitalien für die (zukünftigen) Rentenversprechen aufgeführt. Die Pensionskassen stützen sich für die Berechnung der möglichen Lebenserwartung auf anerkannte Sterbetafeln (Generationen- oder Periodentafeln). Weiter gilt es, die kalkulatorische Zukunftsrendite festzulegen. Die Höhe der Renditeannahme bestimmt den sogenannten technischen Zins. Je tiefer dieser festgelegt wird, desto vorsichtiger kalkuliert eine Kasse und muss folglich zum Bilanzstichtag mehr Deckungskapital ausweisen. Nach einer gängigen Faustregel sinkt der Deckungsgrad um bis zu 5 Prozentpunkte, wenn der technische Zinssatz um 0.5 Prozentpunkte reduziert wird.

Die Pensionskassen definieren auf der Basis der erwarteten Wertschwankungen ihrer Anlagestrategie einen Zielwert für ihre Reserven. Sind die Ziel-Wertschwankungsreserven (WSR) erreicht, können die Pensionskassen sämtliche Anlageerträge direkt an die Versicherten ausschütten. Sind die Wertschwankungsreserven nicht vollständig gebildet, besteht ein Reservedefizit.

Struktur der Kasse ist entscheidend
Zur Beurteilung der Struktur einer Pensionskasse ist nebst der Anzahl angeschlossener Firmen und deren Versicherten insbesondere der Rentneranteil von grosser Bedeutung. Damit die Rentenversprechen stetig solide ausfinanziert sind, muss das bereitgestellte Rentnerkapital jährlich mit dem technischen Zins erhöht werden. Bei einem grossen Rentneranteil und einem hohen technischen Zins bleibt für die Aktivversicherten meist wenig vom Anlageertrag übrig. Fällt eine Pensionskasse in eine Unterdeckung, dürfen die garantierten Rentenzahlungen nicht gekürzt werden. Für die Sanierung werden die Aktivversicherten und ihre Arbeitgeber geradestehen. Dem Rentneranteil kann deshalb auch entnommen werden, wie flexibel eine Kasse bei einer Unterdeckung handeln kann. Bei hohem Rentneranteil fliessen jeden Monat vergleichsweise viele Gelder als Rentenzahlungen aus der Kasse. Sind die Prämieneinnahmen von Aktivversicherten geringer als die Rentenzahlungen, spricht man von einem negativen Cashflow. Für die Anlagetätigkeit einer Kasse kann der Nettokapitalabfluss eine grosse Herausforderung darstellen. Mit sehr tiefen Rentneranteilen stechen junge teilautonome Stiftungen wie Avanea, AXA, Basler und Helvetia hervor.

Innerhalb der Aktivversicherten ist der Umfang des BVG-Anteils am gesamten Vorsorgekapital relevant. Je höher das BVG-Kapital ausfällt, desto stärker sind die Kassen unter Druck, sich an die gesetzlichen Mindestvorgaben zu halten. Bei der Ausrichtung der Renten muss das gesetzliche Minimum eingehalten werden, und für eine Senkung des Umwandlungssatzes bleibt somit nur wenig Spielraum übrig. Subventioniert wird dies meist quer aus den überobligatorischen Guthaben des angehenden Rentners. Sind keine solchen Gelder vorhanden, zahlt die Pensionskasse die Differenz aus den Mitteln aller.

Kosteneffizienz
Die Verwaltungskosten der Pensionskassen sorgen weiterhin für Aufsehen. Kritisiert wird, dass die Kosten zu hoch sind und sie demzufolge die Renten der Versicherten schmälern. Ein Vergleich zu den Verwaltungskosten der AHV macht wenig Sinn. In der beruflichen Vorsorge fallen wesentlich umfangreichere Arbeiten an als in der ersten Säule. Zur Beurteilung der Effizienz einer Kasse kann die Summe aller Verwaltungsaufwände durch die Anzahl Versicherten dividiert werden. Das Resultat: durchschnittliche Verwaltungskosten pro Kopf. Die mit Abstand tiefsten Durchschnittskosten weist Spida mit 132 Franken aus. Sie ist gleichzeitig als Ausgleichskasse tätig und nutzt Synergien bei den Verwaltungstätigkeiten.

Auf Basis der Kennzahlen können genauere Einschätzungen über den Gesundheitszustand einer Kasse gemacht werden. Wie sie sich jedoch künftig entwickelt, hängt von mehreren Faktoren ab und kann sich über die Jahre in verschiedene Richtungen bewegen.


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