Offertvergleiche: So spielt der Markt

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Die Kostenunterschiede bei den Pensionskassen sind nach wie vor enorm. Für die gleichen Leistungen verlangen die teuren Kassen fast doppelt so viel wie die günstigen. Dies zeigt der jährliche Pensionskassenvergleich, den das Beratungsunternehmen Weibel Hess & Partner AG im Auftrag der SonntagsZeitung bereits zum elften Mal durchgeführt hat.

Für die neutrale und unabhängige Analyse der Angebote wurde ein umfangreiches Mystery Shopping mit den bedeutendsten Pensionskassen-Sammelstiftungen der Schweiz durchgeführt.

Ausgangslage der Angebotsanfrage war, dass eine neu gegründete Firma mit bereits acht Mitarbeitenden einen Anschluss an eine Pensionskasse benötigt. Die Firma befindet sich in der Startphase und muss sich ganz auf das Kerngeschäft konzentrieren. Zeit für lange Abklärungen betreffs Personalvorsorge ist deshalb nicht vorhanden. Speditiv und unkompliziert soll der Pensionskassenanschluss erfolgen. Im heutigen hart umkämpften Pensionskassenmarkt, ist dies eine äusserst willkommene Anfrage für die Anbieter. Der potentielle Kunde musste deshalb nicht lange auf die ersten Rückmeldungen warten. Kompetente Rückfragen durch verschiedene Pensionskassen gaben dem Interessent von Beginn an das Gefühl in guten Händen zu sein. Die ersten Angebote lagen bereits nach wenigen Tagen vor, so konnte sich die neue Firma zeitnah für eine Pensionskasse entscheiden und sich dadurch wieder dem Geschäftsaufbau widmen. Sowohl die Versicherungsagentin der AXA, wie auch die Vertriebsmitarbeiterin der Futura haben beim Kunden einen tadellosen Eindruck hinterlassen. Damit gewinnen AXA und Futura den Award für die beste Servicequalität. Bei diesen beiden Gesellschaften überzeugten zügige Rückmeldungen, proaktive Bedarfsabklärungen sowie die Kundenfreundlichkeit. Das Mystery Shopping zeigt, dass die Organisation und die Einstellung der Mitarbeitenden potentielle Kunden überzeugen.

Wer eine solche Kundenorientierung im Vertrieb als selbstverständlich beurteilt, zieht voreilige Schlüsse. So sind einige Pensionskassen in hohem Bogen beim Praxistest durchgefallen. Drei Pensionskassen mussten mehrmals kontaktiert werden, bis sich die zuständigen Sachbearbeiter endlich zur Ausarbeitung eines Angebotes bewegten. Die anschliessend übertriebene Freundlichkeit kam in diesen Fällen leider zu spät. Etwas gar zu aggressiv war der Verkaufsdruck bei jenen Anbietern, welche plötzlich unangemeldet vor der Tür standen und ihre Vorsorgeprodukte so anpreisen wollten.

Die meisten Vollversicherer fassten nach wenigen Tagen nach und versuchten mit weiteren Argumenten die Firma zu überzeugen. Die verkaufsorientierten Versicherungsagenten waren während des gesamten Prozesses deutlich spürbar. Anders bei den teilautonomen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen. Die Angebote wurden zwar innerhalb angemessener Frist zugestellt, doch eine Nachfassung blieb in den meisten Fällen aus.

Grosse Kostenunterschiede für die gleichen Leistungen
Welche Gesellschaft hat das preislich attraktivste Angebot? Eine Beurteilung der beruflichen Vorsorge darf nicht alleine auf der Kostenprämie stattfinden. Weitere Faktoren wie Kapitalanlagen, Sicherheit, Verzinsung, Umwandlungssätze etc. zählen mit. Pensionskassen erheben zwei Arten von Beiträgen: Sparbeiträge zur Bildung der Altersvorsorge sowie Risiko- und Verwaltungskosten. Die Risikoprämien werden zur Finanzierung der Invaliden- und Hinterlassenenleistungen verwendet, die Verwaltungskosten decken die Aufwendungen für die Administration, die Verwaltung und den Vertrieb. Die Sparbeiträge waren aufgrund der klaren Leistungs- und Beitragsvorgaben bei allen Gesellschaften gleich. Die Kostenunterschiede fallen nur bei den Risiko- und Verwaltungskosten an. Das Angebot mit den tiefsten Prämien hat bei den Vollversicherungsanbietern PAX eingereicht. Sie verlangt für alle Mitarbeitenden 19‘844 Franken. Dividiert man diesen Wert durch die acht Mitarbeitenden fallen bei PAX durchschnittlich 2‘481 Franken an. Auch die Basler hat mit insgesamt 21‘813 Franken eine günstige Offerte unterbreitet. Für die gleichen Leistungen verlangen jedoch die anderen Vollversicherer rund 30‘000 Franken. Das Angebot der Axa, der diesjährigen Gewinnerin bei der Servicequalität, ist mit 32‘083 Franken das teuerste aller Vollversicherer.

Bei den teilautonomen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen hat Gemini mit 16‘449 Franken das insgesamt günstigste Angebot eingereicht. Pro Person verlangt sie damit durchschnittlich tiefe 2‘056 Prämienfranken. Der Vorsprung von Gemini auf die zweitrangierte Alvoso ist hauchdünn. Mit insgesamt 16‘472 Franken sind auch die Prämien bei Alvoso preiswert. Profond und ascaro gehören mit weniger als 20‘000 Franken auch zu den günstigen Anbietern. CoOpera verlangt für die gleichen Leistungen mit 32‘770 doppelt so viel. Pro Kopf sind dies 4‘096 Franken und damit durchschnittlich über 2‘000 Franken mehr pro Mitarbeiter.

Die Risiko- und Verwaltungskosten sind bei den teilautonomen Gemeinschafts- und Sammelstiftungen durchschnittlich rund zehn Prozent tiefer als bei den Vollversicherungen. Die hundertprozentige Kapitalgarantie, welche die Vollversicherer ihren Kunden gewähren, hat ihren Preis und wirkt sich in höheren Prämien aus. Die meisten Versicherungsgesellschaften passen die Risikoprämien jährlich an. Mit zunehmendem Alter der versicherten Personen steigt auch die Risikoprämie stetig an. Anders bei den meisten Gemeinschafts- und Sammelstiftungen. Hier bleiben die Risiko- und Verwaltungskosten oft über mehrere Jahre stabil.

Die Analyse über die letzten Jahre zeigt, dass bei fast allen Pensionskassen sowohl die Verwaltungskosten wie auch die Risikoprämien stark gesunken sind. Mit attraktiven Angeboten konnten die Kassen neue Kunden gewinnen und von diesem Wachstum profitieren. Die bestehenden und langjährigen Kunden gingen aber vielerorts leer aus. Ohne Aufforderung der Kunden liessen die Pensionskassen die bei Vertragsabschluss vereinbarte Risikotarifierung über Jahre auf hohem Niveau weiterlaufen. Eine regelmässige Überprüfung der Pensionskasse zahlt sich in den meisten Fällen aus, denn oft kann mit einem Marktvergleich auch die bestehende Kasse zu einer tieferen Risikoprämie gedrängt werden.


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