Anlagerenditen

Das Anlagejahr 2012 hat positiv überrascht
Das Anlagejahr 2012 forderte von den Pensionskassen starke Nerven. Die wirtschaftliche Grosswetterlage war alles andere als rosig. Es ging die Angst um den Bestand des Euros um, als im Frühjahr 2012 erstmals das ganze Ausmass der Staatsverschuldung in Griechenland und anderen südeuropäischen Euro-Ländern klar sichtbar wurde. Es musste mit einer Abkühlung der Weltwirtschaft und für China sogar mit einem massiven Konjunkturrückgang gerechnet werden. Die weltweite Politik des grosszügigen Geldes überzeugte und beruhigte die Finanzmärkte im Jahresverlauf und so trugen alle Anlageklassen zu einem überraschend positiven Anlageergebnis bei.

Aktien überraschten, Obligationen noch mehr
Das vergangene Jahr war ein überraschend gutes Aktienjahr. Aus Schweizer Sicht gewann der Weltaktienindex gut 13 Prozent. Die Zinsen sanken erneut auf historische Tiefststände, so brachten Schweizer Obligationen gegen 4 Prozent. Mit festverzinslichen Anlagen im Euroraum konnten sogar gegen 8 Prozent erzielt werden. Aber auch Immobilien und Edelmetalle trugen zum erfreulichen Anlageergebnis bei.

Die unabhängigen Kassen erzielten Anlagerenditen klar über der langfristigen Zielrendite von 3 bis 4,5 Prozent. Trotzdem mussten sich die Versicherten bei den meisten Kassen mit der gesetzlichen Minimalverzinsung von 1,5 Prozent begnügen, da die Pensionskassen die Anlageüberschüsse zur Stärkung ihrer Reservepolster verwendeten. Der Deckungsgrad der meisten Kassen verbesserte sich um
3 bis 6 Prozent. Damit erreichen die meisten unabhängigen Kassen einen Deckungsgrad von mindestens 100 Prozent. Die Mehrzahl der Kassen hat sich vier Jahre nach dem Schock der Finanzkrise 2008 erholt und verfügt über ein kleineres oder grösseres Reservepolster.
Die Kassen der Lebensversicherer bieten mit dem Vollversicherungsmodell einen Kapitalschutz, was eine konservative, risikoarme Anlagepolitik zur Folge hat. Sie verzichten fast vollständig auf Aktienanlagen. Es erstaunt nicht, dass die Renditen der Lebensversicherer mit durchschnittlich 2,8 Prozent klar tiefer als die der unabhängigen Kassen mit rund 7 Prozent ausfällt.

Den Referenzindex zu schlagen ist schwer
Die höchste Rendite unter den unabhängigen Pensionskassen erzielte Profond mit 9.74 Prozent. Der hohe Aktienanteil von 54 Prozent hat sich ausbezahlt. Ein hoher Aktienanteil führt naturgemäss zu grossen Renditeschwankungen von Jahr zu Jahr. So resultierte 2011 für Profond mit minus 5 Prozent eine der tiefsten Renditen der von uns untersuchten Kassen. Im 2012 erzielten Meta mit 8.93 Prozent und Spida mit 8.20 Prozent Anlageergebnisse über 8 Prozent. Bei den restlichen Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen resultierte eine Rendite zwischen 6 und 8 Prozent. Trotz sehr erfreulichen Anlageresultaten erreichen die Kassen mit Ausnahme von Profond den entsprechenden Referenzindex (Pictet-Index 25/40 plus) nicht. Die Vergleichbarkeit mit einem Referenzindex ist jedoch differenziert zu betrachten. So beinhaltet ein Referenzindex keinerlei Kosten und investiert Monat für Monat ohne Rücksicht auf die aktuellen Gegebenheiten in die vorgegebenen Anlageklassen. Indexgläubigkeit ist gefährlich, wenn dabei gesunder Menschenverstand zu kurz kommt. Ein Referenzindex ist eine Orientierungshilfe bei langem Anlagehorizont, nicht mehr und nicht weniger.

Der Deckungsgrad der unabhängigen Kassen hat sich erfreulich verbessert. Trotzdem wurde bei den meisten Kassen der Zieldeckungsgrad von 110 bis 115 Prozent noch nicht erreicht. Der Grossteil der unabhängigen Pensionskassen weist einen Deckungsgrad zwischen 100 und 113 Prozent auf und ist damit voll gedeckt. Einzig Meta befindet sich trotz erfreulichem Anlageergebnis 2012 mit einem Deckungsgrad von 79 Prozent noch immer in einer erheblichen Unterdeckung.

Die konservative Anlagepolitik der Lebensversicherer mit Vollversicherungsmodell bringt Jahr für Jahr stabile Anlageergebnisse zwischen 2,50 und 3 Prozent. Diese Anlageergebnisse dürften in Zukunft aber kontinuierlich tiefer ausfallen. Obligationenanlagen, die wichtigste Anlageklasse der Lebensversicherer, bringen immer tiefere Zinserträge. So beträgt die Anlagerendite für risikolose Obligationen der Eidgenossenschaft mit einer Laufzeit von 10 Jahre weniger als 1 Prozent.

Im Anlagejahr 2012 erzielte Swiss Life mit einer Anlagerendite von 4.67% ein extrem gutes Anlageergebnis, das aufgrund der konservativen Anlagepolitik nicht nachvollziehbar ist. Die Swiss Life hält sich bedeckt: „Die Renditen der einzelnen Anlageklassen geben wir nicht bekannt. Insbesondere bei den Obligationen und den Immobilien konnten hohe Renditen erwirtschaftet werden“. Es ist unklar, ob Swiss Life grössere Bestände an Obligationen mit tiefer Bonität und sehr langen Laufzeiten im Portfolio hält. Im Acht-Jahres-Vergleich hat Swiss Life mit 3.09 Prozent die Nase leicht vorn. Die Axa erzielte über acht Jahre, durchschnittlich 2.94 Prozent gefolgt von Bâloise mit 2,88 Prozent.

Besser überzeugten da im Langfristvergleich einige unabhängige Pensionskassen. Copré erreichte im Acht-Jahres-Vergleich eine Rendite von 4,78 Prozent. Auch Spida, Nest und PKG erreichen Langfristrenditen, die bis 1 Prozent über den Resultaten der Lebensversicherer liegen. Die meisten unabhängigen Kassen erreichen die Zielrendite zwischen 3 und 4,5 Prozent jedoch nur knapp. Meta weist für die letzten acht Jahre sogar eine alarmierende Minusrendite von jährlich 1.76 Prozent aus. Vielen Kassen fehlen trotz gutem Anlagejahr noch immer benötigte zusätzliche Vermögenserträge, um die Leistungsversprechen von morgen zu erfüllen. Das trifft die Versicherten gleich doppelt: Ihr Altersguthaben wird tiefer verzinst, was zu einem tieferen Endaltersguthaben führt. Zudem führen sinkende Umwandlungssätze zu klar tieferen Altersrenten.

Die historisch tiefen Zinsen werden zum Problem
Pensionskassen sind bei Ihrer Anlagetätigkeit stark von der Zinsentwicklung abhängig. So werden die Anlagen in Obligationen, Hypotheken und Geldmarktanlagen unmittelbar vom Zinsniveau beeinflusst. Die Zinsen sind 2012 nochmals gesunken und haben einen historischen Tiefpunkt erreicht. Eine durchschnittliche Pensionskasse investiert aus Risikoüberlegungen fast 50 Prozent der Vorsorgegelder in solchen zinsabhängigen Anlagen. Der Pensionskasse fehlen damit dringend benötigte Erträge zur Verzinsung der Altersguthaben. Die Rendite der risikoarmen Obligationenanlagen reicht heute nicht aus, um den vom Bundesrat festgelegten gesetzlichen Mindestzins von 1,5 Prozent zu erwirtschaften. Den Pensionskassen bleibt nur ein Weg, sie müssen vermehrt in andere Anlageklassen, mit höheren Anlagerisiken investieren. Dieser Trend ist auch erkennbar, so legen die Pensionskassen in den letzten zwei Jahren vermehrt in Aktien und Rohstoffen an. Insbesondere für die Lebensversicherer mit dem Vollversicherungsmodell wird das aktuelle Anlageumfeld zur ernsthaften Herausforderung. Hier stehen tiefe Obligationenerträge hohen Leistungs- und Garantieversprechen gegenüber.